Das stille Plastikfeuerwerk im Körper

Immer mehr Männer entwickeln Brustdrüsengewebe – echte Gynäkomastie. Laut plastischem Chirurgen Karel de Jong könnte Mikroplastik dabei eine Rolle spielen.

Eine dänische Studie zeigt, dass Gynäkomastie in allen Altersgruppen zunimmt. Neben genetischen oder hormonellen Ursachen vermutet de Jong hormonwirksame Stoffe aus Kunststoffen – sogenannte Xenoöstrogene. Sie ähneln körpereigenem Östrogen und können, so die Annahme, das Wachstum von Drüsengewebe fördern.

Besonders betroffen scheinen die USA: Dort sind Herbizide wie Atrazin noch erlaubt, die in Europa seit 2004 verboten sind. Auch Verpackungsmaterialien enthalten teils hormonaktive Chemikalien. Diese Stoffe können sich im Fettgewebe anreichern und den Hormonhaushalt stören.

Ein erhöhter Östrogenspiegel begünstigt wiederum Fettansammlungen. Das Bauchfett wandelt über das Enzym Aromatase Testosteron in Östrogen um – ein Teufelskreis, der Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes fördern kann. Studien deuten zudem auf Zusammenhänge zwischen Mikroplastik, sinkender Spermienqualität und neurologischen Erkrankungen hin.

Selbst PET-Flaschen sind nicht unbedenklich: Laut einer Studie der Universität Columbia von 2024 enthält Mineralwasser bis zu 240 000 Plastikpartikel pro Liter – vor allem in Nanogrösse, die vom Körper aufgenommen werden können. Besonders kritisch sind fettreiche, erhitzte Lebensmittel in Plastikverpackungen, da sich Mikroplastik an Fettpartikel bindet.

De Jongs Empfehlung: Glas statt Plastik, frische und unverpackte Lebensmittel, Naturfaserkleidung, Edelstahlpfannen – und ein gesunder Lebensstil mit Bewegung und ausgewogener Ernährung.

„Ganz vermeiden lässt sich Mikroplastik nicht“, sagt er. „Aber wir können die Belastung verringern – und damit unseren Hormonhaushalt schützen.“