Der XIV. Dalai Lama: Tenzin Gyatso Der
Dalai Lama gilt als höchste weltliche und religiöse Autorität
des buddhistischen Tibet. Er gehört der Gelug-Schule des tibetischen
Buddhismus an. Ein Lama wird gemäß der Tradition in Tibet nicht gewählt, ernannt oder sonstwie bestimmt. Vielmehr wird angenommen, dass der vorherige, verstorbene Dalai Lama als Mensch wiedergeboren wird und aufgefunden werden kann. Dieser Glaube an die Reinkarnation (Wiedergeburt) führt zu dem praktischen Verfahren, dass sich aus gegebenem Anlass mehrere Mönche auf den Weg machen und Neugeborene im Land aufsuchen. Sie versuchen dann durch mehrere Prüfungen herauszufinden, ob und welches Kind der so wiedergeborene vorherige Dalai Lama ist. Dieses erhält dann spezifische spirituelle, praktische und theoretische Ausbildung und wird schließlich auf Lebenszeit zum neuen Dalai Lama erhoben. 1578 hat der mongolische Fürst dem 3. Dalai Lama (Sonam Gyatso) den Titel verliehen. Der 5. Dalai Lama (Ngawang Lobsang Choegyen) verlieh seinem Lehrer den Titel Panchen Lama. Der
XIV. Dalai Lama: Tenzin Gyatso Am 22. Februar 1940 wird Lhamo Dhondrub als der XIV. Dalai Lama im Alter von 4½ Jahren inthronisiert. Er erhält seine Erziehung und Ausbildung im Potala-Palast in Lhasa. Lhamo Dhondrub erhielt zeitgleich mit seiner Ernennung zum Dalai Lama und offiziellen Bestätigung durch die tibetische Regierung als der XIV. Dalai Lama 1939 den neuen Namen Jetsun Jamphel Ngawang Lobsang Yeshe Tenzin Gyats - "Heiliger Herr, gütiger Herr, mitfühlender Verteidiger des Glaubens, Ozean der Weisheit". Tibeter sprechen vom Dalai Lama normalerweise als Yeshe Norbu (dem "Erfüllenden") oder einfach als Kundün (der "Gegenwart"). Er lebte fortan in Lhasa und erhielt dort seine Ausbildung und Unterweisungen. Am 17. November 1950 wird dem damals 15-jährigen Dalai Lama nach der Okkupation Tibets durch die Volksrepublik China die Staatsgewalt über das Land übertragen (von China nicht anerkannt). Im Jahre 1954 begibt sich der Dalai nach Peking, um mit Mao Zedong (Mao Tse-Tung) über eine friedliche Beilegung des Tibet-Konflikts zu beraten. Die Gespräche enden ohne Ergebnisse. Nach einem gescheiterten Aufstand der Tibeter wider die chinesische Okkupation im Jahre 1959 flüchtete der gegenwärtige Dalai Lama am 10. März nach Indien ins Exil nach Dharamsala (Himajal Pradesh), wo er sich seitdem aufhält und sich von dort weiterhin für die Unabhängigkeit Tibets von der Volksrepublik China einsetzt, welches seine Bestrebungen als Separatismus ansieht. Am 10. März 1963 verkündete der Dalai Lama eine demokratische Verfassung für Tibet. Neben diesen politischen Aktivitäten setzt sich der XIV. Dalai Lama intensiv für einen friedfertigen, konstruktiven und mitfühlenden Dialog der Menschen ein. Sowohl in religiöser als auch in allgemeiner Hinsicht. Dazu hat er eine große Zahl von Vortragsreisen rund um den Globus durchgeführt und auch viele Schriften herausgegeben, in denen die im Gegensatz zur einfachen Lebensweise unerwartet differenzierten Vorstellungen der tibeto - buddhistischen Religion zu Fragen der Lebenspraxis, zur Natur des menschlichen Bewusstseins und weiterer existenzieller Fragen erläutert werden. Am 10. Dezember 1989 erhielt der XIV. Dalai Lama den Friedensnobelpreis. |